Wie fotografiert man ein Feuerwerk richtig? Welches Zubehör benötigt man dafür? Welche Einstellungen an der Kamera müssen vorgenommen werden? Und wie findet man den richtigen Standort? Auf diese Fragen will ich heute eingehen.
Auf Facebook hat mich Stefan angeschrieben und um Rat gefragt. Er möchte gerne am Silvesterabend losziehen und mit seiner Kamera das Feuerwerk fotografieren. Aber lassen wir Stefan erst einmal selber zu Wort kommen:
„Hallo Karsten, kannst Du mir verraten, wie ich das Silvesterfeuerwerk fotografieren kann? Hast Du Tipps für mich, was ich an der Kamera einstellen soll? Brauche ich dringend dafür was an Zubehör? Worauf muss ich achten? Hast Du auch Tipps, wie ich die Bilder am besten bearbeiten kann? Gruß aus dem Norden, Stefan“
Die Fragen möchte ich gerne hier im Blog beantworten. Da ich nicht weiß, welche Ausrüstung Stefan genau hat und was er genau am Feuerwerk fotografieren will, beschreibe ich meine Vorgehensweise.
Standortsuche für das Feuerwerksfoto

Ein Feuerwerk fotografiere ich immer so, dass auch markante Punkte des Ortes, der Landschaft oder der Gebäude mit einbezogen sind und somit zusätzliche Details im Bild bieten. So hat man immer einen Bezug zu der Region und bekommt auch einen Eindruck, wie groß das Feuerwerk war. Ich finde das immer interessanter, als wenn nur die Explosion am Himmel fotografiert wird, solche Bilder sind leicht austauschbar. Bereits einige Tage vorher – teilweise so gar schon Monate – überlege ich mir, welchen Standort ich mir aussuche. Bei einem Silvesterfeuerwerk muss man zusätzlich darauf achten, dass man ein Objekt oder an einem Standort fotografiert, wo viele Feuerwerkskörper hochgehen werden. Das schönste Gebäude der Stadt nützt nicht viel, wenn keine oder ganz weit entfernt die Silvesterknaller hochgehen. Ich recherchiere dann meistens im Internet (zum Beispiel mit Google Bildersuche, in der Fotocommunity, bei 500px) und Datenbänken, ob schon ähnliche Aufnahmen vorhanden sind und wie der Standort wirkt.
Wenn ich mich für ein Objekt entschieden habe, lege ich meinen Standort fest. Idealerweise ist ein erhöhter Standort zu empfehlen, um zu einem das Objekt gut fotografieren zu können und damit die explodierenden Silvesterknaller auf dem Foto nicht zu klein wirken. Außerdem entsteht beim Abschießen der Feuerwerkskörper schnell viel Qualm in Bodennähe, der störend wirkt. Und so höher der Standort ist, um so weniger besteht die Gefahr, dass Leute einem vor der Kamera herumlaufen, stehen bleiben oder über die Ausrüstung fallen können. Teilweise kläre ich dafür Tage und Wochen vorher ab, ob ich irgendwo auf ein Dach, einen Balkon oder eine andere erhöhte Fläche darf und mir jemanden den Zugang gewährt. Achtet aber darauf, dass keine hellen Lichtquellen in eurer nähe sind, die mit auf das Bild kommen oder störende Reflexe in der Aufnahme erzeugen könnten.
Die Ausrüstung
- Kamera mit manuellen Einstellungsmöglichkeiten
- Stabiles Stativ
- Fernauslöser
- Objektiv mit Brennweite ab 50mm (Zoom-Objektive sind ideal)
- Taschenlampe und Mikrofasertuch
- Volle Akkus und ausreichend Speicherplatz

Um ein Feuerwerk fotografieren zu können, benötigt man eine Kamera, bei der man die Möglichkeit hat, die Empfindlichkeit des Sensors, die Blende und Zeit sowie den Fokus manuell einstellen zu können. Das kann jede Spiegelreflex- und hochwertige Kompaktkamera. Ein Smartphone oder eine einfache Knipsekamera reichen dafür nicht aus. Je nach Motiv setzte ich Brennweiten ab 50mm ein. Das hängt aber mit meinem persönlichen Arbeitsstill zusammen, markante Objekte mit einzubeziehen. Deshalb bin ich etwas weiter hinten und höher mit meinem Standort. Weitwinklige Objektive verwende ich für Silvesterfeuerwerke ehr selten, ehr bei Feuerwerken, bei denen ich vorher erahnen oder mit den Pyrotechnikern absprechen kann, wie der Ablauf des Feuerwerkes ist. Zoom-Objektive sind ideal für das Fotografieren von Feuerwerken. Man kann zwischendurch die Brennweite anpassen und muss nicht das ganze Stativ verlagern.
Wichtig ist ein stabiles Stativ, denn wir werden mit wenig Licht auskommen müssen und daher einige Sekunden Belichtungszeit haben, die man nicht aus der Hand halten kann. Alternative ginge auch ein fester Untergrund oder ein Bohnensackkissen (erhältlich beim gut sortierten Fotofachhändler). Da viele Standorte im freien Gelände sein werden, wird es hier nicht viele Möglichkeiten geben, einen Auflagepunkt für die Kamera zu finden.
Ideal ist die Verwendung eines Fernauslöser. Mit seiner Hilfe kann man die Kamera aus der Ferne auslösen und die Gefahr wird reduziert, durch den Druck auf den Auslöser minimal zu verwackeln. Sollte kein Fernauslöser – egal ob Funk, Infarot oder Kabel – nicht vorhanden sein, geht auch ausnahmsweise der Selbstauslöser. Ihr werdet aber merken, dass es nicht ganz einfach ist, mit Hilfe des Selbstauslöser den genauen Moment des Auslösen der Kamera mit dem Feuerwerk zu synchronisieren.
Mit im Gepäck sollte eine Taschenlampe und ein Mircofasertuch sein. Mir ist schon kurz vor dem Silvesterfeuerwerk passiert, dass ein Regentropfen oder eine Schneeflocke auf die Linse gefallen ist. Es erklärt sich von selbst, dass noch genügend Speicherplatz auf der Speicherkarte vorhanden sein sollte und die Akkus geladen sind. Zum Wechseln der Akkus oder der Speicherkarten werdet ihr beim Feuerwerk keine Zeit haben.
Den Standort beziehen
Egal welches Feuerwerk ich fotografiere, ich beziehe meinen Standort rechtzeitig. Ich bin zwischen 30 und 60 Minuten vorher an meinem ausgesuchten Standort. So ist sichergestellt, dass ich im Fall eines Falles immer noch reagieren kann und notfalls auf einen zweiten Standort ausweichen kann. Das kann zum Beispiel sein, dass der Ansprechpartner nicht rechtzeitig vor Ort ist, um einen auf ein Dach zu lassen oder eine lustig feiernde Gruppe an meinem Standort ist, die dazu neigt, selber in der Nähe Raketen steigen zu lassen oder vielleicht im Dunkeln über die Ausrüstung fallen könnte. Alles schon erlebt. Deshalb ist es gut, wenn man einen Plan B hat, auf den man schnell und unproblematisch zurück greifen kann. Außerdem wollen wir das Silvesterfeuerwerk zu Beginn fotografieren des Böllern fotografieren, um möglichst viele Bilder ohne Qualm zu bekommen, weshalb ein früher Kameraufbau sich empfiehlt.
Die Kameraeinstellungen für ein Feuerwerksfoto
- Aufnahmeformat: RAW
- Blende: f/8 bis f/16 für gute Schärfentiefe
- Modus: Manuell (M)
- ISO: 100-200 für rauscharme Aufnahmen
- Verschlusszeit: 3-15 Sekunden (experimentieren!)
- Fokus: Manuell auf unendlich stellen
Die Kamera ist aufgebaut, jetzt müssen die Einstellungen für die Empfindlichkeit, Blende, Verschlusszeit und den Fokus vorgenommen werden. Zu empfehlen ist, grundsätzlich in RAW zu fotografieren, um anschließend in der Bildbearbeitung noch weitere Details herausarbeiten zu können. Der Weißabgleich kann dann auch im Automodus bleiben. Alle Einstellungen werden Manuel vorgenommen, keine Einstellung wird der Automatik überlassen, was zu Fehlergebnissen führen kann. Als Betriebsart empfiehlt sich die Reihenaufnahme (Serienmodus).
Die Empfindlichkeit (ISO, ASA, DIN) gering halten
Man könnte jetzt meinen, es ist dunkel also stelle ich die Empfindlichkeit hoch ein. Das wäre aber verkehrt. Wir wollen eine gute Bildqualität erzielen, um später tolle Ausdrucke unserer Feuerwerksbilder zu erhalten. Dazu müssen wir eine geringe Empfindlichkeit einstellen, um möglichst rauschfreie Bilder zu bekommen. Dadurch erhöht sich die Bildqualität, aber auch unsere Belichtungszeit. Aber auch der Dynamikbereich der Kamera steigt mit geringerer Empfindlichkeit. Meine Empfehlung: 200 bis 100 ASA
Die Blende klein halten

Um eine ideale Schärfentiefe beim Feuerwerksbildern zu erhalten, empfiehlt es sich, einen Blendenwert von f11 oder f16 einzustellen. Das hängt aber auch einwenig vom verwendeten Objektiv ab, nicht jedes Objektiv liefert bei einer kleinen Blende (= hohe Blendenzahl) eine optimale Schärfe. Das hängt mit der Konstruktion der Linse zusammen und wie gut diese berechnet wurde. Es kann also sein, dass eine Aufnahme mit f8 schärfer wirkt als mit f16. Es empfiehlt sich aber, die Blende geschlossen zu halten (also kleine Blende, große Blendenzahl), um die Schärfentiefe zu erhöhen und die Belichtung zu verlängern.
Die Farbe der Feuerwerksexplosionen spielt auch eine Rolle bei der Wahl der Blende, muss aber beim Silvesterfeuerwerk unberücksichtigt bleiben, weil man diese nicht genau vorhersehen kann. Je nach Farbe ist es erforderlich, die Blende noch etwas zu schließen oder zu öffnen. Zum Beispiel erfordern blaue Explosionen etwas mehr Licht als bei hellen Explosionen. Länger belichten kann man nicht immer, sonst wird die Explosion verschwommen wahrgenommen.
Die Verschlusszeit testen

Die ideale Belichtungs- bzw. Verschlusszeit kann man nicht festlegen. Dafür spielen verschiedene Faktoren eine Rolle mit. Da ist die Standsicherheit des Statives, ob man Lichtspuren im Bild haben will, ob es windig ist, wie hell die Explosion ist und ob viele Explosionen gleichzeitig stattfinden. Ideal ist, man spielt einwenig mit der Zeit und ihr belichtet zum Test zwischen drei und 15 Sekunden. Ein schneller Blick auf das Display für die Bildbeurteilungen kostet Zeit, hilft aber ein Gefühl zu bekommen und die Zeit anzupassen.
Die andere Alternative ist, im „Bulb“-Modus (B = Blende) zu fotografieren, wenn ihr einen Fernauslöser zur Hand habt. Das bedeutet, so lange ihr die den Auslöser gedrückt haltet, ist die Blende mit Verschluss geöffnet und die Belichtung beginnt. So kann man auf die jeweiligen Lichtsituationen reagieren und bei hellen oder dunklen Explosionen früher oder später den Verschluss schließen.
Die Brennweite auswählen
Verwendet ihr ein Zoomobjektiv, so stellt den Ausschnitt nicht zu knapp ein. Durch die hohe Auflösung, die die Kamera erzielen können, ist es kein Problem, später in der Bildbearbeitung was abzuschneiden. Abschneiden kann man immer, nur später was anfügen wird schwieriger. Ich empfehle, für die spätere Nachbearbeitung den Zoom nicht mehr zu verändern. In der Bildbearbeitung kann man eventuell zwei Bilder übereinanderlegen und Details herausarbeiten.
Den Fokus einstellen
Der Autofokus hat mit der Dunkelheit seine Probleme. Er findet keinen Kontrast und keine Motive und weiß nicht, worauf der Scharfstellen sollen. Und die Explosionen sind für ihn zu schnell, als dass er diese erfassen könnte. Es kommt zu Fokusfehlern. Er muss für die Feuerwerksbilder komplett ausgeschaltet werden. Wenn in der Nähe der Explosionen ein markantes Objekt ist, so stellt auf dieses scharf. Ansonsten dreht den manuellen Fokusring (MF) auf die Unendlichkeitseinstellungen, das Unendlich-Symbol wird durch die zur Seite gelegte 8 symbolisiert. Durch die geschlossene kleine Blende wird dadurch eine große Schärfentiefe gewährleistet.
Das Feuerwerk fotografieren

- Nutze den Serienbildmodus
- Experimentiere mit der Belichtungszeit
- Konzentriere dich auf die ersten Minuten für rauchfreie Aufnahmen
Jetzt kann das Feuerwerk losgehen. Es ist gehört etwa Glück, Erfahrung und Gefühl dazu, den richtigen Zeitpunkt für das Auslösen zu finden. Die Silvesterknaller haben alle unterschiedliche Brenndauer, die kann man als Fotograf nicht kennen. Seid nicht verärgert, wenn ihr 20 Minuten lang das Feuerwerk fotografiert habt und vielleicht nur fünf sehr gute Bilder herauskommen. Das ist Normal und mal ehrlich, lieber ein gutes Bild als zehn mittelmäßige Bilder zeigen. Versucht so viele Bilder wie möglich zu machen und spielt mit der Zeit. Und denkt daran, die ersten Minuten beim Feuerwerk zählen, denn dann der Qualm hoch und kann die Location unschön umhüllen.
Lieber Stefan,
ich hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen. Den zweiten Teil deiner Frage („Hast Du auch Tipps, wie ich die Bilder am besten bearbeiten kann?“) beantworte ich die kommenden Tage in einem weiteren Blogbeitrag: Feuerwerksbilder richtig bearbeiten: So gelingt die perfekte Nachbearbeitung
Ich wünsche Dir und allen anderen viel Spaß beim fotografieren des Silvesterfeuerwerkes und würde mich freuen, eure Ergebnisse zu sehen. Auf alle Fälle wünsche ich euch ein gutes neues Jahr und viele tolle Fotomotive in 2015.
Habt ihr auch Fragen an mich? Dann schreibt mir eine E-Mail oder eine Nachricht über meine Facebook-Seite. Gerne dürft ihr auch einen Kommentar hinterlassen.








Original-Artikel vom 30. Dezember 2014 am 10. Februar 2025 aktualisiert.
Ich bin Karsten Socher, Fotograf und Bildjournalist aus Kassel. Seit über 35 Jahren begeistert mich die Fotografie, und ich habe mich auf Business-, Event- und Pressefotografie spezialisiert. Mein Ziel ist es, mit emotionalen und stimmungsvollen Bildern Geschichten zu erzählen und meine Kunden zu begeistern.
Neben meiner fotografischen Arbeit gebe ich mein Wissen in Workshops und Vorträgen weiter, um meine Erfahrungen im Bereich der Fotografie und des Foto-Business zu teilen. Seit 2015 bin ich hessischer Fotografensprecher im DJV (Deutscher Journalisten-Verband) und seit 2019 Vize-Bundessprecher.
Hallo Karsten,
tolle Feuerwerks-Fotos! Als Kölner gefällt mir das mit dem Kölner Dom natürlich am besten! 😉
VG
Stefano
Sehr schön zusammengeschrieben von echt klasse Fotos begleitet…
Danke 🙂
Pingback: Feuerwerksbilder richtig bearbeiten | Fotograf Kassel
Vielen Dank für den spannenden Artikel über die Fotografie von Feuerwerk Raketen! 😀 Sehr hilfreich!